Ungarn – Land, Kultur und Geschichte

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“Ungarn ist anders: stiller auch im Lärm, nachdenklicher auch in der Euphorie”. Globalisierung und EU zum Trotz. Dieser Satz von György Sebestyén (Merian Heft 8 XXIII, Hofmann und Kampe Verlag Hamburg) trifft noch immer den Kern. Er führt uns vor Augen weshalb Ungarn auch heute noch, oder gerade jetzt, eine Reise wert ist.

ISTEN HOZTA! Isten hozta! ist das traditionelle “Willkommen”, mit dem man üblicherweise früher in Ungarn begrüßt wurde und – vor allem im ländlichen Raum – zuweilen auch heute noch begrüßt wird. Die wortgetreue Übersetzung gestaltet sich schwierig: Isten = Gott; hozta = die Vergangenheitsform der dritten Person Singular des Verbs hozni = bringen, holen. Jedenfalls soll der Gruß eine Eigenschaft der Menschen in Ungarn bezeugen, die sich als widerstandsfähig gegen Globalisierung und enttäuschte Hoffnungen nach der politischen Wende 1989 erwiesen hat und die dem ausländischen Besucher ins Auge fällt: Ihre natürliche Herzlichkeit. Vor allem in der Provinz begegnet man noch vielerorts, der Sprachbarriere zum Trotz, Hilfsbereitschaft und Interesse dem Fremden gegenüber. Die Lebensfreude ist spürbar und für den Außenstehenden verwunderlich angesichts der oft kargen Verhältnisse. Die Traditionen werden nicht nur gepflegt, sie sind auch die Quelle, aus der man den Stolz auf die Nation schöpft, mit dem man wiederum die nächsten Schritte in den Alltag meistert.

Ungarn ist ein kleines Land, hat aber erstaunlich Vieles zu bieten. Seine bewegte, gut 1100 Jahre alte Geschichte hat eine Fülle an Kultur und historischen Denkmälern hinterlassen wobei man berücksichtigen muss, dass der Mongoleneinfall im 14. Jh. und die Türkenherrschaft im 16. bis 18. Jh. große Teile der romanischen und gotischen Bausubstanz sowie der Burgen vernichtet oder schwer beschädigt hat (bei der Schleifung der Burgen spielten auch die Habsburger nach der Vertreibung der Türken eine unrühmlich Rolle).

Die ungarische Provinz: Idylle aus Tradition und Moderne in Eintracht zusammen

Einen Hauch der Geschichte verspürt man auch, wenn man durch die ungarischen Lande fährt, die noch immer von zahlreichen urtümlichen Dörfern mit ihren, je nach Landesteil, entweder reetgedeckten, weißgetünchten Häusern bis zu Bauernhäusern barocken Stils, geprägt sind. Im Hinterhof steht noch oft ein kleiner Schweinestall, auf den Wiesen suchen die Hühner nach Essbarem, vor dem Wirtshaus plaudern die Männer, auf der Dorfstraße begegnet man einem von Kühen oder Pferden gezogenem Fuhrwerk. Es ist eine Zeitreise in die Vergangenheit, aber wenige Minuten später, in der nächsten Stadt, ist man wieder in die Gegenwart zurückgekehrt.

Historische Wurzeln haben auch die Thermalquellen in Ungarn. Mit seinen heute 1300 Thermalquellen kann man Ungarn getrost als einen einzigen Heilgarten bezeichnen. Budapest ist übrigens die einzige Metropole, die als Kurort amtlich anerkannt ist. Aber auch “normale” Badeliebhaber kommen in Ungarn auf ihre Kosten: das Land besitzt mit dem Balaton (Plattensee) nicht nur den größten Binnensee Mitteleuropas sondern auch weitere Badeseen, großartige Aquaparks und ein gut ausgebautes Netz an Hallen- und Freibädern.
Eine weitere historische Quelle Ungarns ist sein Wein. Im Ausland bisher wenig beachtet, werden inzwischen in einigen Weinregionen Ungarns Weine erzeugt, die in internationalen Blindverkostungen Spitzenpreise gewonnen haben. Zu den besten Weinregionen zählen Tokaj, Villány, Eger, Szekszárd und Sopron.

Wer hat nicht schon von der ungarischen Puszta gehört, der größten natürlichen Grassteppe Europas? Sie zählt zu einen der inzwischen elf Nationalparks in Ungarn. Sie bieten Flora und Fauna Schutz und viele von ihnen können auch ohne Führungen besucht werden. In einigen dieser Parks nisten seltene Vögel – in Ungarn tummeln sich 380 der über 400 europäischen Vogelarten – und entsprechend sind in vielen der Parks Vogelbeobachtungsstationen eingerichtet.

Auch an Freizeitangeboten mangelt es nicht in Ungarn, von Fahrten mit der Schmalspurbahn durch naturschöne Regionen über Höhlenwanderungen, bis hin zum Besuch von Freilichtmuseen. Die ungarischen Gewässer sind weit über ihre Grenzen hinaus bekannt für ihren Fischreichtum und daher für Angler attraktiv. Ähnliches gilt bei Wald und Flur für Jäger. Die Ungarn sind eine alte Reiternation und überall im Lande findet man Reiterhöfe, wo man das Reiten erlernen bzw. ausüben kann.

Zauberhaftes Ungarn

Es gibt zwei Gruppen von Urlaubern, die sich in Ungarn mit großer Wahrscheinlichkeit besonders wohl fühlen werden: Romantiker und Leute mit kleinem Urlaubsbudget.

Romantiker

Das Zauberhafte an Ungarn ist seine von einer Verschmelzung aus Faktischem und bäuerlich-völkisch Legendenhaftem gekennzeichnete Kultur. Zwar spielen Legenden auch in der Kultur anderer Völker eine Rolle, aber im Unterschied zu Ungarn leben sie meist ein größeres Eigenleben. Das Faktische ist vom Legendenhaftem gefärbt, das Legendenhafte vom Faktischen verklärt. Jeder, der diese Verschmelzung beherzigt, wird sich in Ungarn wohlfühlen und wird auch immer wieder gern zurückkehren. Dazu zählen in erster Hand die Leute mit einer romantischen Gesinnung, weil sie dazu neigen, die Wirklichkeit gefühlsbetont und idealisierend zu sehen. Gern empfinden sie die Wirklichkeit besser und schöner als sie ist. Sie liebäugeln mit den Traditionen und in ihrer Wirklichkeitsflucht glauben sie an die Legende. Und hier betritt Ungarn mit seiner unentwirrbarem Verflechtung aus Faktischem und bäuerlich-völkisch Legendenhaftem die Szene.

Urlauber mit hoher Preissensibilität

Ungarn zählt in Europa – zumindest für die Zielgruppe dieser Internetseite – zu den billigsten Urlaubsländern bzw. den Ländern mit den besten Preis- / Leistungsverhältnis. Besonders billig in Ungarn sind die Preise für Unterkunft, in Gaststätten und Cafés, Einkaufen, Transport mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Lebensmittel. Günstig sind auch Kuraufenthalte sowie Eintrittspreise für Museen u.ä. Teuer sind eigentlich nur die Energiekosten; die Kosten für das Betanken des Autos sind vergleichbar mit jenen in Deutschland und der Schweiz und höher als in Österreich.

Das Urlaubsland Ungarn

  • Budapest ist nicht nur Ungarns Hauptstadt sondern mit seinen Thermalbädern, Museen, Prachtstraßen, seiner prunkvollen Architektur, Caféhaus-Kultur, dem historischen Burgviertel u.v.m. auch die Donaumetropole.
  • Balaton / Plattensee: Der größte Binnensee Mitteleuropas, der Balaton / Plattensee, ist mit Badespaß, Segeln, Schiffsrundfahrten, Angeln, umfangreichem kulinarischem Angebot, Wein, alten Dörfern, Heilbädern, Burgen, gut ausgebauten Rad- und Wanderwegen u.v.m. die beliebteste Ferienregion Ungarns.
  • Donauknie: Das Donauknie, nicht nur eine der schönsten Landstriche sondern auch eine historische Landschaft Ungarns.
  • Eger: Bezaubernde Barockstadt mit großartiger, geschichtsträchtiger Burg. Berühmte Weingegend mit mediterranem Flair.
  • Pécs: 2000jährige Stadt mit mediterraner Atmosphäre am Fuße des Mecsek-Gebirges; Kulturhauptstadt der UNESCO 2010; wuchtiger neoromanischer Dom mit romanischer Krypta; frühchristliches Mausoleum und frühchristliche Grabkammern; türkische Relikte; zahlreiche Museen und Bauten verschiedener Stilrichtungen.
  • Sopron: Die mittelalterliche Stadt Sopron mit ihren vor allem gotischen Bauten.
  • Köszeg: Malerisches Burgstädtchen an der österreichischen Grenze; “Schmuckkästchen der Nation”. Burg, Bürgerhäuser und Kirchen aus der Zeit der Gotik, Renaissance und dem Barock.
  • Györ: Eine der schönsten barocken Städte Ungarns.
  • Hortobágy Der Nationalpark Hortobágy ist die größte natürliche Grassteppe Europas. Hier weiden Graurinder, Büffel, Zackelschafe und Pferde, aber hier nisten auch eine Vielfalt an Vögeln. Zentrum ist der gleichnamige Ort mit der berühmten Neunbogenbrücke und der barocken Csárda sowie dem Hirtenmuseum.
  • Hollókö: Dorf mit traditioneller Architektur und Palóczen-Brauchtum. UNESCO-Weltkulturerbe 1987. Burg Hollókö.
  • Veszprém: Die malerisch auf fünf Hügeln gelegene geschichtsträchtige ‘Stadt der Königinnen’ Veszprém mit vielen historischen, vor allem barocken Bauten.
  • Szeged: Die Universitätsstadt Szeged mit ihrer architektonisch sehenswerten Innenstadt und ihrem kulturellen Angebot.
  • Kecskemét: Die kulturelle Stadt Kecskemét mit ihren Parks, sehenswerten Museen und ihrer aufregenden und vielseitigen Architektur.
Monika Michel
WRITTEN BY

Monika Michel

Monika Michel ist unsere Mittelmeer-Expertin. Monika verbringt die Hälfte des Jahres auf Mallorca und kennt sich im Mittelmeer und drumherum gut aus. Des Weiteren arbeitet sie als freischaffende Journalistin und Redakteurin für einige Verlage und Onlineblogs, wie auch für Travelnet Online.